Die Wende vom 3. Zum 2. Jahrtausend v. Chr. markiert einen Angelpunkt in der Geistesgeschichte Ägyptens. Das menschliche Individuum als selbstverantwortliches Wesen und als Entscheidungsträger macht die Geschichte zum Objekt menschlichen Handelns. Seine Visualisierung vollzieht dieser Prozeß in der bildenden Kunst, seinen sprachlichen Ausdruck findet er in der biographischen Literatur. Individualporträts von Königen und nichtköniglichen Persönlichkeiten aus dieser Epoche des Mittleren Reiches sind die herausragenden künstlerischen Leistungen Altägyptens, gipfelnd in den Porträtstatuen der Könige Sesostris III. und Amenemhet III. Noch nach einem Jahrtausend prägen diese Werke die archaisierende Kunst der ägyptischen Spätzeit. Porträtskulpturen des Mittleren Reiches aus großen Museen und unbekannten Sammlungen zusammengetragen wie im Projekt »Ägypten 2000 v. Chr.«. Die plastische Qualität der Gesichter und die psychologisierende Schärfe der Personendarstellung schaffen eine unmittelbare Präsenz der Individuen, die die Distanz von vier Jahrtausenden überwindet.