Der lakonische Titel täuschte schon damals über Gehalt und Anspruch eines auch sonst eher unscheinbar auftretenden Buchs hinweg, das zum Klassiker der Fotoliteratur werden sollte - und das hier 75 Jahre nach seinem ersten Erscheinen endlich in deutscher Sprache vorgelegt wird. 1938 richtete das New Yorker MoMA Walker Evans (1903-1975) als erstem Fotografen in der Museumsgeschichte eine Einzelausstellung aus. Evans war damals kein Unbekannter mehr: Mit Bilderserien über viktorianische Bauten in New England und die politischen Unruhen auf Kuba 1933 hatte er sich bereits einen Namen als Dokumentarist gemacht, bevor er 1935 an die legendäre »Farm Security Administration« berufen wurde, eine Bundesbehörde, die im Rahmen von Roosevelts New Deal Hilfsprojekte für die von der Depression besonders hart getroffene Landbevölkerung entwickelte und dafür fotografisches Arbeitsmaterial brauchte. »American Photographs«, die Ausstellung, vor allem aber das Buch, stellte Walker Evans in eigener und sehr eigenwilliger Regie zusammen. Es wurde zu einer nüchternen, dabei hoch ästhetischen Zustandsbeschreibung Amerikas in den 30er Jahren, die langfristig ganze Generationen von Fotografen, Schriftstellern und Filmemachern beeinflusst hat. (Schirmer Mosel)
