Wer Fotos von »Zigeunern« betrachtet, knüpft an ein kollektiv geteiltes, vermeintliches Wissen an: Eine jahrhundertealte Ikonografie des »Fremden« macht den »Zigeuner« zur Projektionsfläche für Überlegenheitsfantasien und Angstbilder, aber auch für erotische und exotische Sehnsüchte. Das Buch zeichnet die Genese des fotografischen »Zigeuner«-Bildes nach und macht Verbindungslinien zur Kunst und Literatur sichtbar. Dabei nimmt es ganz unterschiedliche Medien und Formate in den Blick: vom Schulbuch bis zur Bildpostkarte, vom populären Magazin über das Propagandafoto bis zum privaten Schnappschuss von der Front. Der Autor untersucht an exemplarischen Bildbeispielen die Stigmatisierungsmuster, die dem Konstrukt »Zigeuner« zugrunde liegen und die bis heute wirksam sind. Dabei geht es immer auch um die konkrete Verwendung der Fotografien und um ihre gesellschaftlichen Funktionen. Einen Schwerpunkt bildet die »Zigeuner«-Fotografie im Nationalsozialismus, deren Wurzeln in der ethnologischen, kriminologischen und anthropologischen Fotografie des 19. und frühen 20. Jahrhunderts freigelegt werden.