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»Der rasierte Mann« und »Zyniker«.

Von Anatolij Marienhof. Frankfurt a.M. 2001. Aus der Reihe »Die Andere Bibliothek«, Band 197.

13 x 21,5 cm, 295 S., Leder.

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Diese beiden Bücher sind siebzig Jahre alt, aber man merkt es ihnen nicht an. Knappe Sätze, Bilder, in denen Hohes und Niedriges zusammenschießt, rapider Schnitt wie in einem Eisenstein-Film: Das ist eine Ästhetik, die eher der Gegenwart angehört als der russischen Tradition. Seinen unglücklichen Helden erlaubt Marienhof keine Gefühlsausbrüche. Daß ihre Qualen dem Leser trotzdem nicht verborgen bleiben, darin besteht die Kunst dieses Autors. Es ist der Roman einer unglücklichen Freundschaft zwischen dem kleinen, unansehnlichen Miska und dem eleganten, aber grausamen Leo - die Geschichte einer Hörigkeit, von der Miska sich am Ende gewaltsam befreit: »Ich habe meinen Freund an der Schnur der Portiere erhängt.« Auch »Zyniker« ist die kaltblütige Schilderung einer Leidenschaft, der Olga und ihr Geliebter Vladimir verfallen sind. Sie endet mit dem Satz: »Und auf der Erde war alles so, als ob nichts geschehen wäre.« Dabei spielen beide Romane vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs und der Oktoberrevolution - Umwälzungen, die Marienhof gleichsam aus dem Augenwinkel filmt. Seine Protagonisten aber interessieren sich ausschließlich für ihre Liebe und ihren Haß. Die Revolution läßt sie kalt. Für ihr Glück spielt sie nur dadurch eine Rolle, daß sie es sabotiert. Der Kommunismus stellt sich ihnen als lebensgefährliche Groteske dar. Während um sie eine Welt zerfällt, verteidigen sie rücksichtslos und vergeblich den Egoismus ihrer Gefühle. Limitierte Auflage (999 Exemplare).