Der Saurier ist eine Fiktion, keine Faktizität, auch wenn uns das die Naturwissenschaft bislang immer weismachen wollte. Er ist Teil einer Kulturgeschichte, in der Fossilienfunde nur ein Stück des Puzzles ausmachen. Immer schon musste man sich ein »Bild« vom Saurier machen, immer schon war er kulturelles Konstrukt. Erste große Auftritte erlebt er bei Buffon und Cuvier, in den großen »Naturgeschichten« des 18. Jahrhunderts. Vom Fortschrittssymbol im viktorianischen England des 19. Jahrhunderts wandelt sich seine Gestalt zum trägen Koloss im 20. Jahrhundert. Im Kalten Krieg kämpfen Tyrannosaurus und Triceratops um die Weltherrschaft und werden so zu Symbolen der verfeindeten Supermächte. Eine gespenstische Aktualität gewinnen Dworskys Schilderungen angesichts der atomaren Katastrophe in Fukushima: Godzilla, aus dem Meer kommend, trampelt in einen Reaktor hinein. Der Riesensaurier im Kino - Metapher und Menetekel einer unabwendbaren Katastrophe. (Wilhelm Fink Verlag)