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Lügendetektor. Vernehmungen im besiegten Deutschland 1944/45.

Von Saul K. Padover. Frankfurt a.M. 1999. Aus der Reihe »Die Andere Bibliothek«, Band 174.

13 x 21,5 cm, 339 Seiten, Leder.

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Als die amerikanischen Truppen im Oktober 1944 von Belgien aus nach Deutschland vorstießen, folgte den ersten Panzern ein unbewaffneter Offizier, der perfekt Deutsch sprach. Sein Auftrag war es zu erforschen, was in den Köpfen der Besiegten vorging. »Ich komme mir vor wie ein Ethnologe«, sagte er sich, »der in das Gebiet eines unbekannten Stammes eindringt.« Seine Absicht war es nicht in erster Linie, die Nazis zu entlarven. Das war nicht nötig. Den kollektiven Wahn der Deutschen betrachtet er mit erstaunlicher Sachlichkeit. Dabei kam ihm zugute, daß die Deutschen noch keine Zeit gefunden hatten, sich komplizierte Ausreden zurechtzulegen. Die Zeit der Verdrängungen und Deckerinnerungen war noch nicht gekommen. Seine Probanden waren vielfältig. Von der Bauerntochter bis zum Industriellen, vom Bischof bis zum Zwangsarbeiter, vom Nazibonzen bis zum kommunistischen Arbeiter hat er keine Schicht ausgelassen. Die Auskünfte zeugen von Mut und von kollektiver Depression, von Selbstmitleid und unbelehrbarer Arroganz. Auch von den politischen Auseinandersetzungen innerhalb der Militärregierung berichtet Padover und von den ersten Regungen einer deutschen Selbstverwaltung. Sein Bericht war einflußreich. Eisenhower hat sein frühes Plädoyer für eine zukunftsorientierte Deutschlandpolitik zu Rate gezogen und beherzigt. Es dürfte kein Zufall sein, daß diese wichtige Quelle nie ins Deutsche übersetzt worden ist. Auch nach einem halben Jahrhundert hat Padovers Bericht von seiner Brisanz nichts verloren. Limitierte Auflage (999 Exemplare).