Die Wissenschaftsgeschichte hat bis jetzt im wesentlichen Theoriegeschichte betrieben und die mehr oder minder krisenhafte Entwicklung von Konzepten, Theoremen und Paradigmen beschrieben. Als Historiker der Erkenntnisproduktion im Rahmen der politischen Kultur geht Timothy Lenoir von den Praktiken der Wissenschaftler aus, von ihren Experimenten, ihrer Kommunikation und ihrer Politik. Seine materialreichen Untersuchungen machen für die Zeit zwischen 1848 und dem Ersten Weltkrieg deutlich, »wie die Wissenschaft mit der materiellen Kultur der jeweiligen Epoche verbunden ist und einen organischen Bestandteil der Strukturen der Macht bildet»: Machtbeziehungen durchziehen die Wissenschaften selbst, gehen in Forschungsstrategien und Gegenstandskonstitution ein.