Als das Stundenbuch der Leonor de la Vega vollendet wurde, neigte sich vermutlich die Amtszeit Phillips des Guten (1419-67) gerade dem Ende zu oder hatte Karls des Kühnen Regentschaft (1467-77) bereits begonnen. Der burgundische Hof besaß eine der bedeutendsten Bibliotheken Europas, eine hochgerühmte Sammlung reich illuminierter Handschriften. Das Stundenbuch der Leonor de la Vega ist ein prachtvolles Livre d’heures, das durch die buchmalerische Qualität Willem Vrelants noch heute einen so imponierenden Eindruck hinterlässt, wie es diesen beim ersten Anblick des Bischofs Diego Ramírez entfaltet haben muss. Bischof Diego Ramírez de Villaescusa de Haro hatte es wohl käuflich erworben und als Geschenk an Botschafter Garcia Laso de la Vega übermittelt, der es seiner Tochter, der Condesa Doña Leonor de la Vega, als Geschenk oder Erbe vermachte. Es ist eine Handschrift, die aufgrund der Miniaturen und Initialenbildnisse zur meditativen Versenkung in die Passion Christi und die Opferbereitschaft der dem Messias nachfolgenden Märtyrer einlädt.