Stuttgart u.a. 2005. Der Aufbruch der Baukunst in die Moderne setzte um 1900 mit einer breit angelegten Reformbewegung ein, an der sich Architekten, Kunstkritiker, Geisteswissenschaftler, philanthropische Zirkel und nicht zuletzt die Hoch- und Baugewerkeschulen beteiligten. Sie alle waren geleitet von einer tief empfundenen Krisenstimmung, die neben der künstlerischen Produktion sämtliche Lebensbereiche zu bedrohen schien. Ein verbindlicher kultureller Bezugsrahmen schien abhanden gekommen zu sein und ließ das Bedürfnis nach Identitätsfindung immer stärker in den Vordergrund treten. In dieser prekären Lage fiel der Architektur eine entscheidende Bedeutung für die Gestaltung der Zukunft zu. Sie allein war imstande - so der weit verbreitete Tenor - der zunehmenden Universalisierungstendenz der Gesellschaft mit dem Konzept einer neuen symbolischen Einheit zu begegnen und darin die eigene Zeit als kulturelle Epoche zu kennzeichnen.