»Dear Friends« ist das erste Buch, das dokumentiert, daß es in Amerika in der Epoche, die wir gemeinhin als Viktiorianisches Zeitalter bezeichnen, für eng befreundete Männer üblich war, ihrer Vertrautheit vor der Linse eines Fotografen Ausdruck zu verleihen - und dies in einer Intimität, die wir aus der Sicht vermeintlich aufgeklärter Menschen des 21. Jahrhunderts zweifellos ausschließlich sexuellen Beziehungen zuschreiben. David Deitchers aufwühlende und zutiefst berührende Dokumentation gleicht einer Offenbarung, die unsere (post)moderne Sichtweise der verschiedensten menschlichen Beziehungen und der ihnen innewohnenden und erlaubten Intimität als oberflächlich und engherzig entlarvt. Dieses wunderbare Buch ist eine provokative kultur- und zeitgeschichtliche Studie über gleichgeschlechtliche Beziehungen zu präfreudianischer Zeit. 108 vorzüglich reproduzierte Fotografien, die das Herzstück dieses Buches bilden, belegen in ihrer faszinierenden Ambiguität Deitchers wiederentdecktes Phänomen fließender Grenzen in gleichgeschlechtlichen Freundschaften im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert.
